Vorangestellte Zusammenfassung zum
Memorandum
„Kinderarmut in Görlitz – was tun?“
1. Kinderarmut - warum wir in Görlitz darüber reden
wollen?
a) Nach unserem Wissen leben in Görlitz-Stadt über 2.000 Kinder/Jugendliche am Existenzminimum,
- das scheint uns richtig schlecht für die Zukunft von Görlitz (schränkt Wachstum und Wohlstand ein, destabilisiert die Gesellschaft, belastet die finanzielle Zukunft der Stadt).
- das könnte Kindeswohl-Verletzung sein **1) („Sie sind die Zukunft von Görlitz“ )**2)
b) Es heißt, dass etwa 1/3 der Eltern sich nicht als arm registrieren ließen,
aus Scham, aus Unbeholfenheit, wegen unüberwindbarer Bürokratie (Bsp. BUT-Leistungen). **1) Lt. Kinderschutzbund **2) Lt. Landrat Bernd Lange
c) www.dksb.de/fileadmin/user_upload/Ratschlag_Kinderarmut_2020_gemeinsame_Erkla__rung_29.05.2020.pdf
Dieser Link führt zu einer Erklärung zur Kindesarmut, unterschrieben von fast 50 Organisationen, mit der A Aussage: Armut macht Kinder krank !
2. Görlitzer-Kinder in Armut – wer ist das?
Wir lernten: a) diese bedürftigen Kinder sind schlecht genährt, kränkeln, einsam, kaum vernetzt, fühlen sich von fast allem Guten im
Leben ausgeschlossen.
b) In ihrem Wohnquartier fühlen sie sich diskriminiert und stigmatisiert. Ihren Eltern geht es ebenso.
c) Die Eltern - sind ständig überfordert, vielfach phlegmatisch. Diese Familien rutschten mehrheitlich durch Strukturwandel in die Armut. Die Lebensmittel kommen oft von der
TAFEL.
d) Für eine gute Zukunft ihrer Kinder bringen die Eltern oft harte Opfer.
a) Warmes, gesundes Essen – das gibt es für viele bedürftige Kinder nur an Schultagen – doch die wurden durch Corona selten und der Zugang zur TAFEL wurde schwierig.
b) Teilnahme am „digitalen Unterricht“ – das ist für viele der bedürftigen Kinder eine verschlossene Tür. Es fehlen außer Wlan und Laptop auch ein Helfer zum Verstehen der Schulaufgaben.
c) Das soziale Netz dieser Kinder? Corona ließ es verschwinden (lt. Bertelsmann-Stiftung).
4. Kinderarmut tolerieren?
Bei 40- 60 % der armen Kinder kann angenommen werden, dass sie sich ausreichend entwickeln, um sich selber aus dem Armuts-Sumpf zu ziehen. Aber: bei
den Restlichen scheint sicher, dass sie - als Folge von ganz konkreten Armutsschäden - Klienten unseres Sozialsystems bleiben und die Zukunft unserer Gesellschaft mit etwa 0,5 bis 1 Mio € pro
Person belasten werden ( Quelle: ifo-Institut). Hinzu kommt für die Kommune „Zusatz-Kosten aus sozialen Unruhen und kriminellen Entgleisungen“.
5. Kinderarmut – sollte die Kommune handeln?
Kinderarmut ist auch ein Produkt von „Nichtteilhabe (bei Freizeit, Kultur, Gesundheit)“- und von Diskriminierung. All dies entsteht in der Kommune. Die daraus resultierende Aggressivität und
Nicht-Loyalität gegenüber der Gesellschaft spielt sich sichtbar in der Kommune ab.
Etwa einhundert deutsche Kommunen fügten in den letzten 20 Jahren ihrem Stadtnamen “ gegen Kinderarmut“ hinzu, um zu zeigen: Wir handeln, damit unsere Kommune „enkelfähig“ wird - und damit aus
jedem unserer Kinder ein Bürger wird ,der zur produktiven Entwicklung unserer Kommune beiträgt.
c) Die ARCHE ist ein
Christl. Kinder- und Jugendwerk, das sich vorwiegend über private Spenden finanzierte. Sie versucht mit viel Erfolg, benachteiligte Kinder von früh an mit Paten aus Wirtschaftsbetrieben
- die häufig als Spender auftreten -zu verbinden
und sie mit dem Lebensweg eines Facharbeiters vertraut zu machen. Im Verbund der etwa dreißig Archen werden z.Z. um 4.300 Kinder betreut. In Leipzig, Meißen, Dresden gibt es je eine ARCHE. In
Berlin sind es vier.
d) Andere häufig
eingesetzte Hilfen zur Förderung benachteiligter
Kinder
- Eine tägliche warme Mahlzeit!! Kein Platz für
Hausaufgaben, nur ein Paar Schuhe, keine tägliche warme Mahlzeit - so beschreibt Unicef die Situation armer Kinder in Deutschland. Doch – durch öffentliche Essensausgaben versuchen TAFELN,
Stiftungen, Kommunen an vielen Orten diesem Missstand zu begegnen.
- Aktiv-Pässe? Sehr viele Kommunen geben sie im Rahmen der
Präventionsketten an arme Kinder. Die Pässe bieten
attraktive Vorteile bei Mahlzeiten, Freizeit, Mobilität und Kultur. Folge: die Empfänger fühlen sich von der Verwaltung angenommen – und von Gleichaltrigen beneidet. Der Selbstwert des
Passinhabers steigt.
- ALLES AUS EINER HAND: Die städtische Verwaltung wird so umgebaut, dass den oft bildungsfernen Familien für Kontakte mit der Verwaltung ein Ansprechpartner zugewiesen wird, zur Pflege der
Kontakte zu den 30 – 50 öffentlichen Personen/ Institutionen, die an der Entwicklung eines Kindes bis zur Volljährigkeit mitwirken.
- Betreuung bei Wechsel der Ausbildungsinstitution: Es heißt, intelligente Kinder von bildungsfernen Eltern scheitern oft an den Übergängen zur nächsten Bildungsstufe. Folge: viele
Kommunen bieten diesen Kinder für den Eintritt des Kindes in KiTa, Grundschule oder weiterführende Schule einen Paten an. Er begleitet das Kind bei diesen Übergängen bei der üblichen
Sprachschulung, Vor – und Nachbetreuung in einzelnen Fächern und er pflegt persönliche Kontakte zu den Entscheidungsträgern in den Institutionen.
Z.K.
Der SKT stuft DIE TAFEL e.V. als erfolgreichste private Betreuungs- Organisation für benachteiligte Kinder ein. Lt. TAFEL-Bundesvorstand werden z.Zt. um 500.000 Kinder mit Nahrungsmitteln
versorgt. Verschiedene TAFEL-Restaurants bieten außer warmen und gutem Essen auch Kochkurse an **1 , verbunden mit Hausaufgabenbetreuung, gemeinsamen Spielen, Ferienprogrammen.
Bildungsförderung für arme Kinder sei ein TAFEL-Schwerpunkt.
**1 in Berlin, in einem Doppeldecker-Bus- für 20.000 Kinder.
a) Für langfristige Wirksamkeit:
Baldmöglichst mit der Einbindung bedürftiger Familien in Betreuungsprogramme des Typs
FRÜHE HILFEN
und
„Präventionsketten
gegen Kinderarmut“
beginnen, verbunden mit: Einführung des Systems „Alles aus einer Hand“ und
- Einführung von attraktiven „Aktiv-Pässen“ für benachteiligte Kinder und ihre Familien .
b) Wie das Vertrauen von benachteiligten Kinder und ihren Familien erlangen ?
(Eine große Herausforderung für die Stadt Görlitz und die gesamte Verwaltung)
- Ein guter Einstieg
könnte die Herausgabe eines wirklich attraktiven Kinder-Aktiv-Passes sein (mit Gegenstück für die Eltern) - vgl Punkt 6)
-
Corona
blockiert weiterhin den Zukunftsweg der benachteiligten Kinder u.a bei Mahlzeiten, Gesundheit!, Sport! und Zugang zu Bildung (es fehlt technische Ausstattung, Nutzer-Schulung und Betreuung
bei Hausaufgaben). Wirkungsvoll wären Hilfen um Corona- Bildungslücken zu schließen.
- Erleichterung des Zugangs zu Behörden
und Institutionen – durch „Lotsen zu Behörden“.
Noch wichtiger: Finanzlotsen, die bedürftigen Familien sagen
„Was ist zu tun, um unser Familieneinkommen auf das Existenzminimum zu bringen“. Und
Wer hilft uns dabei?
In Görlitz liegt das Einkommen bedürftiger Familien – wegen Nichtanmeldung oder „wegen Scheitern der Anmeldung“ bei etwa 30% unter dem Existenzminimum.
Besonders kritisch: Durchsetzen von BUT-Ansprüchen!
Memorandum
„Kinderarmut in Görlitz – Was kann getan werden?“
Fünf Thesen zur GR-Kinderarmut
siehe dazu Anlage als PDF-Datei